Montag, 30. September 2013

Chuseok Wochenende

Wie versprochen, gibts jetzt endlich den ausführlichen Bericht über unser Chuseok Wochenende!
Zuerst einmal das wichtigste: Trotz ca.750 gefahrener Kilometer hatten wir fast keinen Stau. Einen Tag früher als die meisten anderen losfahren und auch einen Tag früher zurückkommen hat sich ausgezahlt. :-)

Mit vollbepacktem Auto (fünf Personen inkl. Gepäck für 5 Tage plus Kinderwagen, Spielzeug, Kraxe usw.) sind wir am Dienstag vormittag los. Unser erstes Ziel war das High 1 Resort in der Nähe von Taebaek und Pyeongchang (da wo 2018 die olympischen Winterspiele stattfinden werden). Das Resort ist eigentlich ein Skiresort mitten in den koreanischen Bergen im Landesinneren, aber auch im Herbst superschön!
Am Nachmittag haben wir das Hotelgelände, die Spielplätze und die Pools erkundet (die übrigens Badewannen-Temperatur haben, was im Winter ja ganz schön sein mag, bei 25 Grad im Schatten aber nicht wirklich erfrischend ist).

Unser Hotel - Blick von unserem Balkon
Am nächsten Morgen sind wir recht früh zu einer Wanderung aufgebrochen. Über Stock und Stein sind wir vom Resort bis zur Bergstation gewandert und dann mit der Seilbahn wieder runter gefahren. Dieses Vorgehen stellte die koreanischen Seilbahn-Aufseher allerdings vor echte Schwierigkeiten. Anscheinend war es noch nicht vorgekommen, dass Leute raufgelaufen sind und dann nur wieder runter fahren wollten. Nachdem sich das Personal der Bergstation per Funk mit dem Personal der Talstation abgestimmt hatte, durften wir einsteigen und fahren, wurden aber dann beim Aussteigen vom einem Mitarbeiter mit den Worten "Follow me!" (megaunfreundlich und total untypisch für Korea wo Kundenservice und Kundenzufriedenheit viel wichtiger und besser ist als in Deutschland) empfangen und mussten trotzdem ein Roundtrip-Ticket kaufen...

Die Wandergruppe
Kitschiges Foto an der Bergstation
Blick von der Seilbahn auf unser Hotel
Den Nachmittag über haben wir dann ein bißchen relaxt und sind abends noch zum 삼겹살 (Samgyeopsal) Essen gegangen.
Diesbezüglich übrigens nochmal ein dickes Kompliment an Verena und Kevin! Das koreanische Essen ist ja nun wirklich nicht jedermanns Sache und manche Dinge sind wirklich gewöhnungsbedürftig, aber die beiden haben (fast) alles probiert und an manchen Sachen auch wirklich Geschmack gefunden! Hätten wir sie noch ein paar Tage länger hier gehabt, hätten die Beiden vermutlich auch (typisch koreanisch) Reis zum Frühstück gegessen ;-)

Dining in Korea - Am Boden sitzen und tausend Schüsseln und Schälchen auf dem Tisch
Am nächsten Morgen ging es weiter zu unserem zweiten Reiseziel in der Nähe von Gangneung an der koreanischen Ostküste. Der Strand direkt vor unserem Hotel war echt super! Dort haben wir dann auch den ganzen Nachmittag verbracht. 

Blick aus unserem Hotelzimmer

Erst hat Jonathan Onkel Kevin eingebuddelt und dann wollte er natürlich auch mal...



Freitag Morgen sind wir dann nach Jeongdongjin - die Stadt der Kuriositäten - gefahren. Dort gibt es eine Ansammlung von Sachen die irgendwo zwischen abgefahren und interessant einzustufen sind. Zunächst mal ein Hotel in Form eines Schiffes, das wie gestrandet auf einem Hügel liegt...


Dann gibt es in Jeongdongjin den am nächsten am Meer liegenden Bahnhof der Welt (nur 80m vom Meer entfernt und deshalb im Guiness Buch der Rekorde)...


Und außerdem gibt es noch eine riesige Sanduhr, deren Sand genau 1 Jahr braucht um einmal von oben nach unten durchzulaufen. Die Sanduhr ist eine Hommage an die koreanische Telenovela "Sanduhr" die Mitte der neunziger Jahre unter anderem in Jeongdongjin gedreht wurde.


Am Samstag vormittag ging es dann auch schon wieder früh los, da wir auf der Rückfahrt entlang der Route noch einige Sights anschauen wollten. Entlang der Route ist übrigens leicht irreführend... In Wirklichkeit haben wir eine ziemlich Schleife gedreht aber dazu später mehr.

Zunächst sind wir also in aller Frühe in Gangneung aufgebrochen und Richtung Westen gefahren. Im Odaesan Nationalpark haben wir uns den Woljeongsal Tempel angeschaut. Wir waren unter den ersten Besucher überhaupt an diesem Tag und die Ruhe hat die Atmosphäre des Mitten in der Natur gelegenen Tempels noch schöner gemacht. Als wir dort wieder abgefahren sind kamen allerdings ganze Busladungen voller Leute um den Tempel zu besichtigen...



 


Dann haben wir uns entschlossen noch nach Cheorwon zu fahren, was nun wirklich nicht direkt auf dem Rückweg nach Seoul liegt. Cheorwon ist ca. 40 km von der Grenzen zu Nordkorea entfernt und von dort aus kann man Touren zur DMZ machen.
Die Touren ab Cheorwon funktionieren so, dass man sich (und sein Auto) registriert und dann in einer Kolonne (mit den anderen Touristen) hinter einem Leitfahrzeug her selbst durch das militärische Sperrgebiet fahren kann. An mehreren Punkten stoppt der Konvoi, alle dürfen aussteigen und die Points of Interest besichtigen.
Roland und ich hatten von dieser Art der Tour noch nie etwas gehört, wir wussten nur, dass man auf die Touren zur DMZ die von Seoul aus angeboten werden (und zu einem anderen Teil der Grenze gehen) keine Kinder mitnehmen darf. Umso überraschter waren wir, dass es hier kein Problem war und Jonathan alles mitmachen durfte. Wir haben es also allein Reiseleiter Kevin zu verdanken, dass wir an diesem Tag noch einen Blick nach Nordkorea werfen durften! :-)

Erster Stop der Tour war der "Zweite Infiltrationstunnel". Dies ist ein 3,7 km langer Tunnel der von den Nordkoreanern ca. 50-150 Meter unter der Erde gegraben und 1975 von den Südkoreanern entdeckt wurde. 

Gleich gehts unter Tage...
Jonathan und Roland im Tunnel
Zweiter Stop der Tour war dann das "Friedensobservatorium", ein auf einem Hügel gelegenes Gebäude von dem man tatsächlich nach Nordkorea herüberschauen kann (Fotos und Videos sind hier verboten, hab ich mich mal besser dran gehalten...). Man hat von hier aus auch Blick auf eine der nordkoreanischen "Schein-Siedlungen", bühnenbildartige Häuser die mit elektrischem Licht und ähnlichem ausgestattet sind und dem (natürlich) überwachenden Süden Wohlstand vorgaukeln sollen...

Dritter Stop ist der Woljeong-Bahnhof. Nur wenige Meter von der DMZ entfernt war diese Bahnstation einst der letzte Stop vor einer Reise von Cheorwon bis nach Gagok ins heutige Nordkorea. In der Bahnstation verrostet ein von den Amerikanern im Koreakrieg zerbombter nordkoreanischer Zug vor sich hin (kann man auf dem Foto leider nicht so gut erkennen).

Ehemaliger Bahnhof





Letzter Stop auf der Tour ist die Ruine der Zentrale der Arbeiterpartei Koreas (Cheorwon lag vor dem Koreakrieg im kommunistischen Nordkorea).


In Summe war die Tour wirklich super interessant und es war ein echter Zufallstreffer den wir da gelandet haben!
Von Cheorwon ging es dann am späten Nachmittag zurück nach Seoul. Und auch dieser letzte Streckenabschnitt verlief richtig gut! Es war zwar viel los aber wir haben nicht im Stau gestanden!

Am Sonntag dann wieder in Seoul haben wir unser Chuseok Wochenende noch mit einer Bootstour auf dem Han abgeschlossen. Kapitän Jonathan (und Co-Pilot Verena ;-)) auf grosser Fahrt...



 Und weil uns dieser Kurzurlaub so gut gefallen hat, fahren wir diese Woche gleich nochmal für ein paar Tage los! Man glaubt es kaum: Hier in Korea ist am Donnerstag schon wieder Feiertag. Diese Gelegenheit nutzen wir und machen uns (diesmal leider ohne Verena und Kevin) auf den Weg in den Südwesten von Korea.

Montag, 16. September 2013

Hello again...

Da sind wir also wieder... back in Seoul! Vor einer Woche hieß es Abschied nehmen von Familie und Freunden, von Deutschland generell, und ab ins Flugzeug zurück nach Korea. Die sechs Wochen Heimaturlaub waren einerseits lang und andererseits auch so schnell rum... Wir haben viel unternommen, viele Freunde, Bekannte und Verwandte besucht und getroffen, viel geshoppt (!!!), die Natur genossen (wow, ist Deutschland grün!) und viel Spaß gehabt.

Ein paar von Jonathans Highlights:
- ganz viel Zeit mit Oma(s) und Opa(s)
- fast jeden Tag zum "Piepatz" (= Spielplatz) gehen (ein richtiger Spielplatz mit Gras... sowas gibt es  hier leider nur selten)
- frisches Gemüse und Obst aus Oma Connys Garten essen
- mit seinem Dreirad rumcruisen

Ein paar meiner Highlights:
- alte und neue Freunde treffen (ich hoffe, die richtigen Leute fühlen sich hier angesprochen! Und ja, das "kommt doch mal vorbei" habe ich ernst gemeint! :-))
- endlich das neuste und jüngste Lassieclub-Mitglied kennenlernen: Sweet little Marei! (und natürlich den Rest vom Lassie Club treffen, aber ich hoffe ich habt euch bei Punkt 1 auch schon angesprochen gefühlt!)
- eine wundervolle Hochzeit mitfeiern dürfen. Es war grandios Martin & Colin!
- Shoppen gehen und in den Geschäften tatsächlich Hosen in meiner Länge zu finden... :-)
- einfach mal ne Currywurst mit Pommes essen
- den Sternenhimmel über Brunskappel sehen (Seoul ist nachts einfach zu hell beleuchtet, da sieht man die Sterne nicht)
- Joggen in der wunderschönen Sauerländer Natur
- mitkriegen wie viele Freunde und Bekannte regelmäßig diesen Blog lesen und gut finden (DANKE, das freut mich riesig!)

Was ich nicht vermisst habe und auch zukünftig wohl nicht vermissen werde:
- das deutsche Fernsehprogramm! Oh my God, wie viel unterirdisch schlechter Quatsch läuft denn da!
- das deutsche Gesundheitssystem... Leider mussten wir auch ein paar Arztbesuche erledigen während unseres Aufenthalts. Ich hatte die langen Wartezeiten bis man Facharzttermine bekommt und die Stunden in den vollen Wartezimmern ganz vergessen...
- Wahlkampf... Ich mein, na klar haben wir Briefwahl gemacht und ich finde Demokratie und freie Wahlen extrem wichtig, aber was da zum Teil für ein Quatsch verzapft wird während so eines Wahlkampfes kann sich doch wirklich keiner anhören...! Zum Glück ist ja nicht jedes Jahr Bundestagswahl, davon sind wir zumindest bei unserem nächsten Besuch verschont ;-)

Nach sechs Wochen Deutschland hab ich mich dann wirklich wieder sehr deutsch gefühlt. Das klingt vielleicht komisch, aber irgendwie hatte ich ein bißchen Bedenken, dass das "Zurückgewöhnen" an Korea schwierig werden könnte und lange dauert, weil man sich sechs Wochen lang so "deutsch wie immer" verhalten hat und das Ankommen in Deutschland gar nicht schwer war (man kennt ja alles (und in Brunskappel auch jeden ;-)))
Meine Bedenken waren jedenfalls unbegründet. Wir sind schon nach einer Woche wieder richtig zu Hause in Seoul, essen wieder mit Genuss das koreanische Essen, freuen uns über das wundervolle spätsommerliche Wetter (die Hitze und Schwüle sind vorbei! Juhu!) und natürlich über unsere Besucher, Verena und Kevin, die wir gleich mal aus Deutschland mitgebracht haben!

Jetzt steht auch schon Chuseok vor der Tür, das koreanische Erntedank-Fest und einer der wichtigsten Feiertage in Korea. Bei Chuseok trifft sich die ganze Familie und es wird viel gegessen... Traditionell reisen vor allem junge Koreaner quer durchs Land um Eltern oder Großeltern zu besuchen und diese Tage mit ihnen zu verbringen. Schilderungen zufolge ist Seoul in diesen Tage "leer" und ein bißchen wie ausgestorben, weil alle aus der Stadt rausfahren und ein riesiges Verkehrchaos ist vorprogrammiert...
Wir wollen natürlich auch aus der Stadt raus und ein bißchen das Land erkunden und hoffen, dass wir den schlimmsten Staus entkommen indem wir schon am Dienstag losfahren (die meisten Koreaner haben erst ab Mittwoch frei). Ob dieser Plan aufgeht und wie es an der Ostküste war, lasse ich euch dann nächste Woche wissen :-)

HAPPY CHUSEOK!